Erdogan ist für die Türkei selbst Segen und Fluch zugleich. Vielen ist nicht bewusst dass die Türkei aktuell extrem viele Flüchtlinge aufnimmt und dazu nicht genug Ressourcen hat diese so gut wie möglich unterzubringen. Man darf auch nicht alles verteufeln was Erdogan gemacht hat / aktuell gerade tut denn in Deutschland sieht man alles natürlich aus der westlichen Sicht. Und aus diesem Blickwinkel ist Erdogan tatsächlich auf dem besten Wege ein Diktator zu werden. Ob er für die Todesstrafe ist weiß ich nicht, hat er nicht gesagt, dass er das Volk über eine erneute Einführung der Todesstrafe abstimmen lassen will? Sollte diese wirklich kommen ist die sowieso schon geringe Chance dass die Türkei in die EU kommt nicht mehr existent, da die Todesstrafe nicht mit den Richtlinien der EU vereinbar ist. Unabhängig davon denke ich dass Erdogan mit der Türkei sowieso nicht in die EU will, dazu ist er nicht bereit Kompromisse einzugehen. Ich denke vielmehr dass er nur die Vorteile der EU für die Türkei haben will (Stichwort Visa-Freiheit), die Nachteile (z.B. aktuelle Währungskrise der EU) allerdings nicht haben will.
Ob Erdogan wirklich Diktator werden will kann ich nicht sagen, allerdings gibt es zweifelsohne Anhaltspunkte, die darauf schließen lassen dass sich die Türkei eher in eine Autokratie (und nicht in die von Erdogan gewünschte Präsendialdemokratie) als in eine Demokratie verwandelt. Man muss vorallem auch mal das undemkoratische Wahlverfahren in der Türkei beachten, die Türkei hat eine Sperrklausel von 10% (d.h dass eine Partei mindestens 10% haben muss bevor sie in das Parlament kommt, dass ist im Vergleich zu den europäischen Ländern der Spitzenwert). Dazu kommt noch dass die Stimmen der Parteien die unter 10% liegen am Ende zu den regierenden Parteien zugerechnet wird. Und wenn ihr schreibt dass es "einige Pro Anhänger gibt"... Bei der letzten Wahl hat die AKP 49,5% der Stimmen bekommen, da von einigen zu reden halte ich für gewagt. Aber ich komme vom eigentlichen Thema ab.
Beschneidung/Abschaffung der Presse und Meinungsfreiheit, die ständige Einmischung in außenpolitischen Themen (z.B. Böhmermann und das extra3 Lied, Forderung der Auslieferung von Gülen-Anhänger oder das ständige Einbestellen des deutschen Botschafters), sein Verhalten gegenüber der Kurden und auch seine Ablehnung des Flüchtlings-Deals (dieser wurde vom inzwichen entlassenen Ministerpräsidenten Davutoglu entschieden, Erdogan war von Anfang an dagegen) und auch die Drohung diesen platzen zu lassen sprechen leider eine deutliche Sprache. Skurril aus unserer Sicht ist vorallem, dass 2002 nach der Wahl der AKP diese mit der Gülen-Bewegung am Anfang gemeinsame Sache gemacht hat, um gemeinsame politische Gegner auszuschalten.
Die Problematik die aktuell besteht ist die, dass die EU bei der Flüchtlingspolitik auf die Türkei angewiesen ist und Erdogan dieses Druckmittel natürlich so gut wie möglich einsetzen will.
Ich denke dass Erdogan aktuell in den Verhandlungen mit der EU die Grenzen auslotet. Solange ihm keiner Kontra gibt wird es immer so weiter laufen. Zweifelsohne ist er politisch und militärisch gefährlich.
Und wer sich bis hierhin durchgelesen hat stelle ich noch eine Fragen (im Spoiler meine Antwort):
Wer ist an der Flüchtlingskrise Schuld, welche wie bereits erwähnt an der aktuellen politischen Situation (EU vs Türkei) "Schuld" ist?
- Meine Meinung:
Ich bin der Ansicht Hauptschuldiger der Flüchtlingskrise sind die USA und die EU da diese die Länder, aus denen die Flüchtlinge kommen, politisch destabilisiert haben.